Den ganzen Tag spannende Videogames spielen und dabei auch noch richtig gut verdienen – dieses Lebenskonzept eines erfolgreichen Streamers klingt für viele Gaming-Liebhaber nach einem wahr gewordenen Traum. Sieht man sich die Kanäle der großen Namen wie TheRealKnossi oder MontanaBlack88 an, kann man tatsächlich schnell den Eindruck gewinnen, das wäre alles kinderleicht.
Zocken diese obendrein auch noch in Online-Spielotheken oder platzieren Livewetten, so steigt die Spannung im Stream und sie erreichen ein noch größeres Publikum. Zugegebenermaßen, ein verlockendes Szenario. Insofern wundert es natürlich nicht, dass so manche jungen Leute diesen Idolen fleißig nacheifern und ähnliche Zukunftspläne für sich entwickeln.
Doch ganz so rosig sieht die Sache für die meisten Streamer in Wahrheit natürlich nicht aus. Sehen wir uns also an, wie das ganze Business eigentlich funktioniert, was man erfüllen muss, um überhaupt auf Twitch & Co. Geld zu verdienen und welche Summen dabei pro Monat erwirtschaftet werden können.
Streaming-Plattformen als Marktplatz der Möglichkeiten
Wenn es um Streaming geht, gilt es zumindest in Deutschland als selbstverständlich, dass es sich um Aktivitäten auf der Plattform Twitch handelt. Diese ist und bleibt mit über 15 Millionen Nutzern weltweit schlichtweg die unangefochtene Nummer 1 für Gaming-Content.
Dass man an diese immense Bekanntheit so schnell nicht herankommt, sieht man auch deutlich im Vergleich mit dem Wettbewerb. Die größte alternative Plattform Vimeo bleibt mit rund 10 Millionen Nutzern weit hinter diesen Zahlen zurück. Andere Anbieter wie Elopage, Kick oder Kajabi haben zwar durchaus auch ihre überzeugten Anhänger, schneiden aber noch deutlich schlechter ab.
Theoretisch kann auf Twitch alles erdenkliche gestreamt werden, also auch gängiger Reallife-Content. Es gibt durchaus Accounts, auf denen man anderen Menschen beim Kuchenbacken zusehen kann, wie das auch auf YouTube passiert. Zahlenmäßig macht solcher Content jedoch nur einen winzigen Prozentsatz aus.
Stattdessen wird beim Starten von Twitch direkt auf einen Blick klar, worum es hier in erster Linie geht – um Gaming in allen Facetten. Genau zu diesem Zweck wurde die Plattform ursprünglich im Jahr 2011 ins Leben gerufen und ist sich sozusagen bis heute treu geblieben. Daher sind es folglich auch Gaming-Streamer, welche die Liste der größten Accounts anführen.
Welche Streamer sind am dicksten im Geschäft?
Mit über 19 Millionen Followern steht Ninja aus den USA an der Spitze, gefolgt von auronplay, ibai und Rubius, die alle aus Spanien kommen und jeweils rund 15 Millionen Follower begeistern. Daten vom September 2023 zufolge sind die meist gestreamten Spiele Fortnite, Valorant, Apex Legends und Call of Duty: Modern Warfare II.
Zu den Video-Games haben sich im Laufe der letzten Jahre im Zuge des anhaltenden Casino-Booms auch immer mehr Glücksspiele gemischt, was vor allem bei den deutschen Top-Streamern gut zu sehen ist. Hier liegt MontanaBlack88 mit etwa 5,18 Millionen Followern vor Trymacs mit 3,47 Millionen und TheRealKnossi mit 2,25 Millionen. Das Publikum ist also auch live dabei, wenn sie an digitalen Spielautomaten um den Jackpot zocken, während das nervenaufreibende Geschehen selbstverständlich lebhaft kommentiert wird.
Wie generiert man Einnahmen auf Twitch?
Für das finanzielle Ergebnis als Streamer sind sowohl die eigene Reichweite als auch die tatsächliche Interaktion mit den eigenen Fans ganz entscheidend. Denn erst, wenn ein Follower auch ein kostenpflichtiges Abonnement nutzt, um sich beispielsweise über die Chatfunktion aktiv in die Community einzubringen, fließen Teile hiervon an den Streamer. Eine solche Twitch-Prime-Mitgliedschaft kostet 7,99 Euro pro Monat. Je mehr Reichweite, desto mehr zahlende Zuschauer.
Parallel hierzu gibt es jedoch noch weitere Einnahmequellen: Die Zuschauer können sich bei ihrem Lieblingsstreamer in Form von Spenden erkenntlich zeigen. Das geschieht über animierte Emoticons, die als Bits bezeichnet werden und wie eine Art Twitch-Währung funktionieren. Man muss sie also erst erwerben, um sie dann zum Cheering in einem Chat einzusetzen. Je mehr Bits von Followern, desto höher die Auszahlung von Twitch, doch selbstverständlich muss man dafür auch entsprechend attraktiven Content bringen.
Geld verdienen mit Werbung
Darüber hinaus gibt es die Option, bezahlte Werbung zu schalten. Diese Ads werden entsprechend Vertrag dann in die Streams eingeblendet. Abhängig von der Aktivität auf Twitch kommt so ebenfalls ein weiterer finanzieller Posten zusammen. Wenn ein Creator beispielsweise 10 Stunden pro Woche streamt und pro Stunde eine zwei-minütige Ad läuft, bringt das immerhin rund 100 Euro.
Wer richtig bekannt ist, kann auch eigenes Merchandising betreiben und beispielsweise T-Shirts mit seinem Account-Logo oder ähnliches verkaufen. Und schließlich kann ein Kanal noch durch Affiliate-Programme monetarisiert werden. Das bedeutet, der Streamer empfiehlt Services oder Produkte von Dritten weiter und erhält dann eine gewisse Beteiligung, sofern diese geklickt oder im besten Fall sogar gekauft werden.
Gerade weil durch die starke Interaktion eine große persönliche Nähe zwischen dem Streamer und seinen Followern entsteht, vertrauen diese seinem Urteil folglich umso mehr und folgen den Affiliate-Links entsprechend häufig. Dieses Verfahren kennen wir in vergleichbarer Weise von bekannten Influencern auf Instagram oder TikTok.
Welche Summen sind möglich?
Während MontanaBlack88 und seine Konkurrenten Millionäre sind und damit wohl offensichtlich mit dem Vermögen so mancher Celebrities mithalten können, trifft das selbstverständlich auf den Großteil der Streamer nicht zu. Dieser bewegt sich irgendwo im Mittelfeld, ohne davon reich zu werden, weil es ansonsten bedeuten würde, sein komplettes Leben dem Streaming zu verschreiben.
Ist man dazu allerdings bereit, zeigt dieses Portrait, dass 7.500 Euro monatlich durchaus möglich sind, aber eben auch einen sehr hohen Preis haben. Es gilt dann, Tag für Tag über viele Stunden engagiert zu streamen, und zwar ganz egal, wie man sich gerade fühlt. Außerdem muss eine permanente Präsenz in den sozialen Netzwerken gegeben sein. Mehr als ein Fulltime-Job also, für den man tatsächlich geschaffen sein sollte.
Wer sich lediglich in einem kleineren Rahmen bewegen will, kann auf diese Statistiken zurückgreifen: Bereits 10 bis 20 engagierte Abonnenten reichen aus, um 50 bis 250 Euro pro Monat zu verdienen. Unterhält man 20 bis 100 Leute, so bewegen sich die Einnahmen zwischen 400 und 1.000 Euro und wächst die Anhängerschaft auf 100 bis 1.000 Abonnenten, sind Summen zwischen 1.000 und 4.000 Euro drin.
All das sind selbstverständlich Durchschnittswerte und keine Garantien, weil sie wie gesagt sehr vom eigenen Engagement abhängen. Zudem bedeutet es extrem viel Mühe und Aufwand, sich die entsprechende Followerzahl erst nach und nach aufzubauen.