Der Tabakmarkt in Deutschland steht vor gewaltigen Herausforderungen. Laut einer Prognose der Weltgesundheitsorganisation WHO könnte die Zahl der Raucher bis zum Jahr 2025 auf 16 Millionen sinken. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 rauchten noch über 22 Millionen Menschen in Deutschland. Die Zahl verdeutlicht den drastischen Rückgang und gleichzeitig die Herausforderung, vor der die Branche steht.
Während die traditionellen Zigarettenhersteller mit rückläufigen Abverkäufen kämpfen, wächst der Markt für alternative Rauchprodukte und Tabakwaren rapide. E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Wasserpfeifen verzeichnen einen signifikanten Absatzanstieg, was zeigt, dass das Konsumverhalten einen Wandel durchläuft.
Steigender Preis bei fallender Nachfrage
Trotz sinkender Raucherzahlen bleibt der Umsatz durch den Zigarettenverkauf auf einem beeindruckenden Niveau. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland netto rund 22,5 Milliarden Euro aus dem Verkauf von Zigaretten erzielt. Zum Vergleich: Im Jahr 1980 betrug der Kleinverkaufswert von Zigaretten lediglich 9,6 Milliarden Euro.
Der Preis für Zigaretten ist seit Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2023 zahlte ein Raucher durchschnittlich 35 Cent pro Zigarette. Vergleicht man dies mit dem Jahr 1965, als eine Zigarette noch etwa 5 Cent kostete, zeigt sich ein Preisanstieg von über 600 Prozent. Dieser massive Preisanstieg ist jedoch nicht ausschließlich den Herstellern zuzuschreiben.
Mehr als die Hälfte des Zigarettenpreises fließt durch Tabak- und Mehrwertsteuer an den deutschen Staat. Zigarettenhersteller und -händler verdienen nur etwa 13,5 Cent pro Zigarette. Über Winston Tabak und andere Sorten verdient der Staat also mehr als die Produzenten.
Internationale Preisunterschiede
Im europäischen Kontext zeigt sich eine auffällige Preisspanne bei den Zigarettenpreisen, bedingt durch die unterschiedlich hohen Steuerlasten in den einzelnen Ländern. Frankreich ist Spitzenreiter innerhalb der EU mit einem Preis von rund 10,50 Euro pro Schachtel im Jahr 2023. Deutschland belegt Platz vier dieser Rangliste, während andere Länder wie Australien, wo eine Schachtel 23,50 Euro kostet, die Spitze des globalen Vergleichs anführen.
Deutschland als Tabakverarbeitungsstandort
Ungeachtet des Rückgangs im Zigarettenkonsum bleibt Deutschland ein bedeutender Standort für die Tabakverarbeitung in Europa. Die Branche beschäftigt hierzulande rund 7.500 Personen und generierte zuletzt einen Netto-Umsatz von über 12,4 Milliarden Euro. Zusätzlich trägt die Tabakindustrie beträchtlich zu den Steuereinnahmen bei, was durch rund 14,7 Milliarden Euro an Tabaksteuereinnahmen im Jahr 2023 verdeutlicht wird.
Alternative Rauchprodukte als Rettung?
Die Tabakunternehmen haben längst erkannt, dass sie sich auf veränderte Konsumgewohnheiten einstellen müssen. E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Wasserpfeifen sind die großen Hoffnungsträger der Branche. Diese alternativen Rauchprodukte verzeichnen nicht nur in Deutschland, sondern weltweit einen starken Absatzanstieg.
E-Zigaretten beispielsweise bieten Rauchern ein Gefühl des Rauchens, ohne dabei traditionellen Tabak zu verbrennen. Diese Produkte sind weniger schädlich und werden von einem wachsenden Teil der Gesellschaft als weniger problematische Alternative betrachtet. Ähnlich verhält es sich mit Tabakerhitzern, die Tabak nicht verbrennen, sondern ihn nur erhitzen, um so die Freisetzung von Schadstoffen zu reduzieren.
Förderung durch Innovation
Die Tabakindustrie investiert stark in Forschung und Entwicklung, um neue Produkte auf den Markt zu bringen und somit neue Gesellschaftsgruppen anzusprechen. Dabei setzt man darauf, auch künftig profitabel zu bleiben und weiterhin signifikante Umsätze zu generieren.
Ein Paradebeispiel hierfür stellt die umfassende Produktpalette im Bereich der elektrischen Nikotin-Abgabesysteme dar. Große Hersteller wie Philip Morris verfolgen eine Doppelstrategie, indem sie sowohl konventionelle Zigaretten als auch alternative Produkte wie ihre „IQOS“-Reihe anbieten, die Tabak erwärmt, anstatt ihn zu verbrennen.
Fazit
Die Tabakindustrie, vornehmlich in Deutschland, navigiert durch herausfordernde Zeiten. Sinkende Raucherzahlen und ein drastischer Wandel im Konsumverhalten aufgrund von Gesundheitsrisiken begegnen den Konzernen täglich.
Dank innovativer Produkte und einer flexiblen Anpassung an den Markt bleibt die Branche jedoch weiterhin profitabel und stabilisiert ihren bisherigen Umsatz mithilfe unterschiedlicher Strategien. Ihr Hauptanliegen besteht darin, das Business rund um den Tabak für die nächsten Jahrzehnte zukunftssicher zu gestalten.