Die Eigentümer der NFL haben kürzlich eine neue Richtlinie für die Liga beschlossen und auch erfolgreich verabschiedet, die ab sofort institutionelle Investitionen durch Private-Equity-Unternehmen (PE) erlaubt. Diese Neuerung schürt aber Ängste und Unverständnis bei vielen Sportfans und Kritikern, die befürchten, dass dieser Schritt die Struktur und Organisation der Top-Ligen zerstören könnte.
PE ist für diejenigen, die mit Finanz- und Anlagebegriffen nicht vertraut sind, eine Anlagestrategie, bei der Unternehmen einen Pool verwalteten Kapitals nutzen, um Anteile an Unternehmen zu erwerben und so stattliche Renditen zu erzielen, die den Erwartungen der Anleger entsprechen oder diese übertreffen.
Dieser Schritt öffnet nicht nur Tür und Tor für erhebliche finanzielle Zuwendungen für die einzelnen Vereine, sondern spiegelt auch den aktuellen Trend wider, dass in den unterschiedlichsten Sportligen zunehmend umstrittene oder zwielichtige Sponsoren einsteigen, darunter solche aus der Alkoholgetränkebranche und der Wett- und Online Casinobranche.
Wir wollen uns die Auswirkungen dieser Kapitalzuschüsse einmal genauer ansehen und deren Notwendigkeiten kritisch untersuchen.
Die aktuellen NFL-Eigentümerregeln
Die NFL war lange Zeit das letzte Bollwerk unter den großen US-Sportorganisationen, das sich gegen die Infiltration durch institutionelle Fonds wehrte, bis die US-amerikanische Football-Liga recht überstürzt und überhastet im August dieses Jahres den Weg frei für Private-Equity-Investitionen machte.
Die Eigentümer der NFL stimmten für die Verabschiedung einer neuen Richtlinie, die es ihnen erlauben würde, bis zu 10 Prozent ihrer Teams an Private-Equity-Firmen zu verkaufen, ein Vorhaben, dass jedoch von der Liga genehmigt werden muss. Zumindest vorläufig wird das neue Eigentümerregime keine großen Auswirkungen auf die Führung und Verwaltung der einzelnen Vereine haben.
Die treuen Fans und Bewunderer der NFL können also noch beruhigt in die Zukunft blicken, denn die reichste und umsatzstärkste Liga Amerikas wird nicht von heute auf morgen von riesigen Fonds und multinationalen Unternehmen geführt werden. Die Fans und die Vereine werden also noch mittel- bis langfristig an der ersten Stelle stehen und die NFL wird nicht von geldgierigen Tyrannen und umsatzsteigernden Private-Equity-Firmen kontrolliert werden.
Es ist jedoch schwer zu glauben, dass sich die Entwicklung längerfristig dann nicht doch in diese Richtung bewegen wird.
Diese neue Entscheidung, wenn sie dann in der Zukunft so richtig ausgelebt wird, könnte alles am Spiel verändern. Die NFL erlaubt also jetzt Private-Equity-Investitionen zu tätigen, zuvor hat es diese Beschlüsse bereits in anderen US-Sportarten gegeben, beispielsweise in der Major League Baseball, der Major League Soccer, der National Hockey League und der National Basketball Association. Diese Organisationen haben alle in den letzten Jahren diesen institutionellen Investitionen zugestimmt. Die erste US-Liga, die diesen Schritt unternommen hatte, war die Major League Baseball im Jahr 2019, und die anderen großen Ligen sind diesem Beispiel gefolgt.
Letztes Jahr richtete die NFL einen Sonderausschuss für Eigentümerpolitik ein, um die Beteiligung von PE am Sport zu untersuchen. Dieser Ausschuss unterbreitete den NFL-Eigentümern mehrere Empfehlungen, um diese Finanzierungsquelle zu erschließen und schlussendlich auch zu nutzen.
Die Fonds, die von der NFL akzeptiert werden sind u.a. Arctos Partners, die bereits in der Formel 1 vertreten sind, Ares Management Corporation, Sixth Street Partners und eine Konsortien-Gruppe bestehend aus Dynasty Equity, Ludis Ventures, Blackstone Partners, Carlyle Group und CVC Capital Partners.
Derzeit dürfen Pensions- und Staatsfonds noch immer keine direkten Investitionen tätigen, sie dürfen sich jedoch indirekt beteiligen, indem sie bis zu 7,5 % der genehmigten Fonds besitzen.
Eine weitere Anforderung bei den Investitionstätigkeiten besagt, dass Fonds, die in NFL-Teams investieren möchten, sich mindestens sechs Jahre lang verpflichten müssen, bevor sie sich zurückziehen können. Damit sollen längerfristige Investitionstätigkeiten garantiert werden.
Investitionen und Sponsoringverträge im US-Sport
Die jüngste Entscheidung der NFL, Private-Equity-Investitionen zuzulassen, markiert einen großen Wandel in der amerikanischen Sportlandschaft.
Man könnte jedoch auch in die Richtung argumentieren, dass die Entscheidung für PE-Investitionen eine neue Ära des finanziellen Wachstums und der Stabilität für die Liga einläuten könnte. Teams, die bisher weit weg von ergiebigen Finanztöpfen waren, werden nun Zugang zu reichlich Kapital haben, von dem sie vorher nicht einmal zu träumen gewagt hätten.
Es werden also mehr Möglichkeiten zum Geldverdienen geschaffen, da wettbewerbsfähigere Teams bessere Spiele garantieren und höhere Zuschauerzahlen ermöglichen, die schlussendlich lukrativere Sponsoringverträge bedeuten.
Viele Teams werden diese Gelegenheit wahrscheinlich nutzen, um an neue Finanzmittel von den reichen Private Equity-Gesellschaften zu kommen. Diese neuen Finanzen werden dann für Stadionverbesserungen oder Neubauten verwendet werden. Laut CNBCs „Official 2024 NFL Team Valuations“ werden die Teams der NFL im Durchschnitt mit 6,49 Milliarden US-Dollar bewertet, sodass diese Neuerungen auch als Puffer gegen ihre schnell steigenden Bewertungen dienen könnten.
Dennoch gibt es Bedenken darüber, wie der Einfluss von Private Equity die Zusammenstellung der NFL-Teameigentümerschaft verändern könnte. NFL-Eigentümer hatten in der Vergangenheit enge, persönliche Verbindungen sowohl zu ihren Teams als auch zu den Regionen und Fans, die sie repräsentieren.
So sind die Rooney-Familie in Pittsburgh und die Hunt-Familie in Kansas City zwei prominente Beispiele für Eigentümer, deren Beziehung eng mit ihren Teams und ihren jeweiligen Städten verknüpft ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich die neue Eigentümerstruktur in Zukunft entwickeln wird, und wer dann das Sagen haben und den Kurs vorgeben wird.
Was ist zukünftig zu erwarten?
Von allen großen US-Ligen unterliegt die NFL immer noch den strengsten Vorschriften hinsichtlich der Höhe der Private-Equity-Investitionen (PE), die in ein Team getätigt werden können. Die NBA, MLB und NHL begrenzen diese auf 30 %, wobei ein einzelner Fonds maximal zwischen 15 und 20 % des gesamten PE-Besitzes des Teams besitzen darf.
Obwohl diese 10 % aus mehreren Fonds bestehen können, darf der Anteil jedes Fonds nicht weniger als 3 % betragen. Zwar hat die NFL nun ihre Regeln geändert, um PE zuzulassen, die Beschränkungen sind aber immer noch strenger als in anderen US-Sportarten.
Es ist möglicherweise zu früh, um festzustellen, welche positiven und negativen Auswirkungen diese Entscheidung der NFL mit sich bringen wird. Angesichts der exponentiell steigenden Teambewertungen schien die Entscheidung der NFL, die PE-Investitionen zu regulieren, unvermeidlich, aber nur die Zeit wird zeigen, ob diese Entscheidung die richtige ist.