Fast schon über Nacht hat sich die Fußball-Liga in Saudi-Arabien mit einigen Top-Stars geschmückt. Innerhalb einer Saison sind Fußballlegenden wie Cristiano Ronaldo, Karim Benzema und Neymar in die Wüste gewechselt. Der Grund dafür ist nicht etwa die sportliche Relevanz der Liga im Ölstaat. Vielmehr geht es den meisten Spielern darum, sich finanziellen Reichtum zu erspielen.
Dass das Interesse aus aller Welt aber noch nicht ganz überspringen will, zeigt das Stimmungsbarometer. Auch in der diesjährigen Saison sind die Spiele innerhalb Europas deutlich beliebter als jene in Saudi-Arabien. Auch mit Fanartikeln, Zuschauertickets und Online Wetten wird in Europa nach wie vor deutlich mehr Geld verdient als in Saudi-Arabien. Doch Geld spielt dort ohnehin nur eine untergeordnete Rolle.
Cristiano Ronaldo als Top-Verdiener und Türöffner
Cristiano Ronaldo ist ein Fußballer für die Geschichtsbücher. Der Portugiese hat fünfmal den Ballon d’Or gewonnen, konnte sich zum Europameister krönen und in seiner laufenden Karriere bereits über 700 Tore erzielen. Trotz seiner sportlichen Erfolge ist Ronaldo auch ein Spieler, der polarisiert.
Der Portugiese steht gerne im Rampenlicht, hat ein breites Ego und ist das erklärte Feindbild aller Fans von Lionel Messi. Die Streitfrage, ob Messi oder Ronaldo der bessere Spieler einer ganzen Generation ist, wird wohl nie geklärt werden können. Cristiano Ronaldo ist für den Fußball aber auch ein Wegbereiter.
Denn der heute 38-Jährige war der erste Star, der von einer Top-Liga in Europa nach Saudi-Arabien gewechselt ist. Kurzerhand hat er sich so am Ende seiner Karriere noch einmal zum Top-Verdiener in seiner Sportart gemacht. Mit allen Nebenleistungen soll Ronaldo bei Al-Nassr nämlich rund 200 Millionen Euro pro Saison verdienen. Ein Investment, dass es so zuvor noch nie im Fußball gegeben hat.
Für die Clubbesitzer in Saudi-Arabien spielt Geld ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehr wollte man mit dem Eintritt in den Weltfußball eine Werbewirkung erzielen und sportlich auf sich aufmerksam machen. Cristiano Ronaldo als ersten Spieler in die Liga zu lotsen, hat seine Wirkung gezeigt.
Wenn einer der besten Fußballer der Welt in Saudi-Arabien spielen kann, dann ist auch der Wechsel jedes anderen Spielers legitim. Nach dem Wechsel von Ronaldo sind Altstars wie Neymar, Karim Benzema und Sadio Mané ebenfalls dem Ruf des Geldes gefolgt.
In welchem Verhältnis das aktuelle Gehalt von Ronaldo steht, zeigt auch ein Vergleich zu Europa. Erling Haaland, Stürmer beim englischen Top-Verein Manchester City, verdient im Jahr „nur“ 55 Millionen Euro. Der bislang bestbezahlte Fußballer, Kylian Mbappé, kommt „gerade einmal“ auf 105 Millionen Euro.
Beide Spieler sind Prominente, die am Höhepunkt ihrer Karriere und zeigen im europäischen Spitzenfußball beste Leistungen. Dennoch verdienen sie nur einen Bruchteil oder gerade einmal die Hälfte von dem, was Cristiano Ronaldo in Saudi-Arabien kassiert.
Brasilianischer Zauberfußball in der Wüste: Der unglaubliche Neymar-Deal
Mit 31 Jahren zählt Neymar eher zu den jüngeren Fußballern, die sich in Saudi-Arabien ein goldenes Näschen verdienen. Schon zuvor zählte der Brasilianer mit einem Gehalt von mehr als 30 Millionen zu den Top-Verdienern im Fußball. Nach seinem Wechsel zu Al-Hilal beträgt der Jahreslohn des offensiven Edeltechnikers nun rund 100 Millionen Euro. Damit ist Neymar derzeit in den Top 3 der am besten bezahlten Fußballer.
Neben dem finanziellen Aspekt hat es der Vertrag auch an anderen Stellen in sich. Neymar bekommt einen eigenen Privatjet zur Verfügung gestellt, kann acht Luxusautos mit eigenem Chauffeur nutzen und lebt in einer Villa mit 25 Räumen.
All diese Annehmlichkeiten sind für den Spieler von Al-Hilal natürlich kostenfrei. Für jeden Sieg seiner Mannschaft soll er noch einmal 80.000 € extra kassieren. Ein Werbedeal mit Saudi-Arabien bringt pro Instagram-Post noch einmal zusätzlich 500.000 €.
Auch Benzema, Mané und Co. freuen sich über einen Millionenregen
Bis vor wenigen Jahren war es noch üblich, dass alternde Top-Stars sich irgendwann aus den besten Ligen Europas zurückkehren und eventuell noch Halt bei ihrem Ausbildungsverein machen. Mit dem Engagement der Saudi Pro League hat sich nun aber alles geändert. Denn die ehemaligen Top-Stars über 30 haben so noch einmal die Möglichkeit, enorm viel Geld zu kassieren. Diese Chance haben auch Karim Benzema und Sadio Mané ergriffen.
Mané hat viele Jahre beim FC Liverpool gekickt. Nach dem Wechsel zum FC Bayern schien der Senegalese schon fast in der sportlichen Versenkung zu verschwinden. Da kam das Angebot von Al-Nassr gerade recht. Als neuer Teamkollege von Cristiano Ronaldo verdient Mané rund 45 Millionen Euro pro Saison. Der Wechsel hat den Angreifer auch gleich zum bestbezahlten Fußballer aus Afrika gemacht.
Auch Karim Benzema, die Vereinslegende von Real Madrid, hat seine Chance genutzt und dem europäischen Spitzenfußball den Rücken gekehrt. Benzema hat noch nie einen Hehl daraus gemacht, Real Madrid im Alter verlassen zu wollen. Mit Saudi-Arabien hat sich für den damals 35-Jährigen noch einmal eine besondere Chance aufgetan.
Beim Ittihad FC ist er mit einem Jahresgehalt von 55 Millionen Euro der drittteuerste Spieler in der Liga. Auch hier zum Vergleich: während seiner besten Jahre bei Real Madrid kam Benzema auf rund 20 Millionen.
Der Fußball als finanzieller Spielball
In den letzten Jahren hat sich der Fußball immer mehr zu einer riesigen Finanzblase entwickelt. Für junge Talente stehen heutzutage Ablösesummen jenseits der 100-Millionen-Euro im Raum. Top-Vereine wie PSG oder Manchester City sind in der festen Hand von ausländischen Investoren, die Abermillionen in die Mannschaft pumpen. Mit Saudi-Arabien hat nun eines der reichsten Länder der Welt massiv in den Fußball investiert.
Für die langfristige Entwicklung ist das aber nicht unbedingt von Vorteil. Denn der sportliche Anreiz wird mittlerweile immer geringer. Denn auch immer mehr junge Spieler wie Gabri Veiga, Jota oder Roger Ibanez folgen dem Ruf des Geldes. Dass sich der Wechsel in eine Sportswashing-Liga aber schnell als Reinfall entpuppen kann, hat man bereits in China gesehen.
Vor rund 10 Jahren hatte man auch hier ein Projekt gestartet, um die Liga für das internationale Publikum interessanter zu machen. Damals wurden ebenfalls einige Top-Stars aus Europa in die sportlich unbedeutende Liga gelotst. Durchgesetzt hat sich die Chinese Pro League aber bis heute nicht. Den alternden Stars dürfe es bei der fürstlichen Entlohnung aber auch vollkommen egal sein, ob sie vor vollem Haus oder leeren Rängen spielen.